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Pestizide im Boden

pestizide-im-bodenPestizide gehören zu den hierzulande am häufigsten eingesetzten Chemikalien. Immer mehr Ackerflächen werden mit ihnen besprüht. Laut Statistik werden derzeit jährlich pro Hektar Ackerland 9 kg Pestizide ausgebracht. Das sind allein 2,5 kg Wirkstoffe pro Hektar.

Pestizide im Boden und ihre Verbreitung

Pestizide sind zumeist chemische Mittel, die hauptsächlich in Landwirtschaft, Obst- und Weinanbau eingesetzt werden.

Zu ihnen zählen Pflanzenschutzmittel, Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) und Mittel zur Schädlingsbekämpfung (Biozide). Erstere sollen Feldfrüchte und Obstbäume vor Pflanzenkrankheiten schützen. Insektizide töten unerwünschte Insekten wie beispielsweise Borkenkäfer, die bevorzugt Waldbäume befallen. Unkrautvernichtungsmittel haben die Aufgabe, unerwünschte Pflanzen, die sich üblicherweise zwischen den Feldfrüchten ansiedeln, zu beseitigen. Mittel zur Schädlingsbekämpfung töten Nager, die sonst die Ernte auffressen würden.


Gut zu wissen: Da es heutzutage in der Landwirtschaft fast nur noch Monokulturen gibt und diese den Befall mit Schädlingen fördern, werden die meisten Felder großflächig mit Pestiziden besprüht. Problematisch ist nicht nur die Verwendung der Pestizide in der Landwirtschaft, sondern auch, dass die Chemikalien viele nützliche Lebewesen töten und damit das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Zu den heute am häufigsten eingesetzten Pestiziden gehören Unkrautvernichtungsmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat und die Insektizid-Gruppe der Neonicotinoide.


Über Regen und Drainagerohre gelangen die Substanzen in die Seen und Flüsse, wo sie über Wasserpflanzen und Insekten von Fischen, Fröschen und Wasservögeln aufgenommen werden. Mithilfe von Wind (Sprühnebel) und Wasser verbreitete Pestizide beeinträchtigen außerdem benachbarten Gebiete (Abdrift). Pestizide reichern sich im Boden an und zerstören dort Regenwürmer, Insekten und Mikroorganismen. Die in der betroffenen Region lebenden Vögel finden dann nicht mehr ausreichend Nahrung. Im Extremfall kann eine großflächige Behandlung mit Pestiziden sogar zum Aussterben ganzer Tierarten führen.


Gut zu wissen: Das in vielen Gebieten Deutschlands beobachtete Bienensterben lässt sich ebenfalls auf den häufigen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und im Obstanbau zurückführen. Sterben die Nützlinge nicht gleich, ist ihr Nervensystem so geschädigt, dass sie die Orientierung verlieren und die üblicherweise genutzten Bienenweiden und den Weg zum heimischen Stock nicht mehr finden und verhungern. Außerdem beeinträchtigen Pestizide das Immunsystem der Insekten.


Gelangen Pestizide und ihre Abbauprodukte (Metabolite) in den Boden und von dort ins Grundwasser und in pflanzliche Lebensmittel, werden sie Bestandteil der Nahrungskette: Sie werden von Tieren und Menschen konsumiert. Auch wenn die Belastung mit einzelnen Pestiziden vielerorts noch unterhalb der zulässigen Grenzwerte liegt, kann es durch die Vielzahl verschiedener Pestizide im Boden zu einer kumulierten Belastung kommen.

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Gesundheitliche Auswirkungen von Pestiziden im Boden

Pestizide und ihre Rückstände reichern sich nach ihrer Aufnahme über das Trinkwasser und pflanzliche und tierische Lebensmittel im Fettgewebe an und können langfristig Krebs verursachen, unfruchtbar machen und Schäden am Erbgut hervorrufen.

Das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid Roundup (Glyphosat) schädigt den Stoffwechsel der behandelten Pflanzen, sodass sie absterben. Hierzulande wird das kostengünstige Herbizid außer auf Äckern noch in Obstplantagen, Weinanbaugebieten, Gärten und auf Industrie- und Bahnflächen gespritzt.

Glyphosat-Zusatzstoffe wie POEA und der Glyphosat-Metabolit AMPA sind sogar in geringen Konzentrationen schädlicher als der Wirkstoff selbst. Sie gelten als krebserregend. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sie das Hormonsystem nachhaltig deregulieren.

Infolgedessen kann es kommen zu:

Unfruchtbarkeit
Fehlgeburten
embryonalen Fehlbildungen
Gen-Schäden
Nieren- und Leberkrankheiten.

Neonicotinoide können laut einer EFSA-Untersuchung von 2013 Gehirnareale, die für die Gedächtnisfunktion und die Lernfähigkeit zuständig sind, dauerhaft schädigen. Darüber hinaus schwächen die Pestizide im Boden das Immunsystem.

 

Grenzwerte für Pestizide im Boden

Ihre Zulassung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erhalten Pestizide erst dann, wenn sie vom Umweltbundesamt als unbedenklich eingestuft wurden. Dabei muss der Nutzen des Pestizids die dadurch möglicherweise verursachten Schäden überwiegen. Die Pestizid Grenzwerte werden vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) festgelegt.


Wichtig zu wissen: Die Pestizid Rückstands-Grenzwerte für Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind, liegen generell bei 0,01 mg/kg, wenn für das Abbauprodukt kein konkreter Wert vorliegt.


Maßgebend dafür sind die EU-Verordnung 396/2005 und im Einzelfall die deutsche Rückstandshöchstmengen-Verordnung (RHmV). Der Glyphosat Trinkwasser-Grenzwert beispielsweise liegt in der EU bei 0,1 Mikrogramm/Liter.

Wie lange bleiben Pestizide im Boden?

Die Pestizid Wirkstoffe werden im Boden unterschiedlich lange gespeichert:

Glyphosat ist 6 bis 480 Tage lang biologisch aktiv
Sein Abbauprodukt AMPA 156 bis 1.750 Tage
DDT, das hierzulande schon seit langem verboten ist, kann mancherorts noch heute nachgewiesen werden.

Wie kann man sich vor Pestiziden schützen?

Einen generellen Schutz vor Pestiziden im Boden gibt es nicht, da sich die schädlichen Substanzen weltweit verbreitet haben.

BIO-Lebensmittel sind jedoch deutlich weniger belastet als herkömmliche Nahrung. Da fette Fische wie Lachse aus Aquakulturen, Meeresfische wie Hering und Makrele und fettreiche Fleischsorten (Schwein, Wildschwein) mehr Pestizid-Rückstände enthalten, ist es ratsam, auf den Konsum dieser Nahrungsmittel zu verzichten oder auf fettarme Fisch- und Fleischsorten auszuweichen. Darüber hinaus können Sie sich schützen, indem Sie selbst keine Pestizide im Haus und Garten verwenden und auf den Kauf belasteter Textilien verzichten.

 

Zum Weiterlesen:
Umweltbundesamt "Pflanzenschutzmittel"
Umweltinstitut München e.V. "Pestizide"
Umweltinstitut München e.V. "Glyphosat"
Umweltinstitut München e.V. "Neonicotioide"
Bundesinstitut für Risikobewertung "Pflanzenschutzmittel"
Bund "Risiken und Nebenwirkungen inbegriffen - Wirkstoffe von Pestiziden"
Greenpeace "Pestizide machen krank"